Grüne: Rettungswesen im Kreis Kleve in Gefahr

Bündnis 90 / Die Grünen sehen Probleme für das Rettungswesen im Kreis Kleve, falls das Gocher Krankenhaus geschlossen wird. Am 07.03. wird auf einer Sondersitzung des Fachausschusses über das Thema diskutiert.

Tragende Säule des Gesundheitswesens

Für die Kreis Klever Grünen ist das Gocher Krankenhaus eine der tragenden Säulen des Rettungswesens im Kreisgebiet. „Wir wollen wissen, welche Konsequenzen es für den Rettungsdienst haben würde, wenn das Wilhelm-Anton-Hospital schließen oder kleiner würde“, sagt Ute Sickelmann, Fraktionschefin der Grünen im Kreistag. Nach den ersten Meldungen über eine mögliche Schließung des Gocher Krankenhauses habe Hermann Brendieck (Grüne) als Mitglied des Betriebsausschusses für das Rettungswesen Alarm geschlagen. Sofort wurde der Antrag formuliert, den Ausschuss einzuberufen und die Politik über die Auswirkungen für die Qualität des Rettungswesens zu informieren. „Der Landrat sollte uns die Konsequenzen darstellen – was die medizinische Versorgung der Gocher Bevölkerung betrifft. Ebenso, inwiefern das Rettungswesen beeinträchtigt werden könnte“, sagte gestern Ute Sickelmann im Gespräch mit der RP.

Und der Kreis reagierte prompt. Nach dem am 24. Februar formulierten Antrag der Kreis Grünen folgt am morgigen Mittwoch, dem 7. März, 19 Uhr im Prinz-Moritz-Saal des Kreishauses die Sitzung. Einziger Tagesordnungspunkt: Schließung des Gocher Krankenhauses.

Fünf Hauptrettungswachen

Tatsächlich befinden sich die fünf Hauptrettungswachen im Kreis Kleve sinnvoller Weise in den gleichen Kommunen wie die Krankenhäuser: Dabei stehen je ein Rettungswagen und ein Notfalleinsatzfahrzeug in Kleve, Geldern, Goch, Kevelaer und Emmerich. Zwei Nebenwachen mit je einem Rettungswagen sind zusätzlich in Wachtendonk und Rees eingerichtet. Der Notarzt muss dabei aber nicht zwingend aus der Standortkommune kommen, in der der Notfall passiert ist. Das nächstgelegene Rettungsfahrzeug rückt aus und bringt den Patienten in das geeignete Krankenhaus.

Rendevous-System

 Der Rettungsdienst ist im Rendezvous-System organisiert. Alle Rettungswagen sind mit zwei Rettungsassistenten besetzt. Das Notarzt-Einsatzfahrzeug ist mit einem Rettungsassistenten und dem Notarzt besetzt. Das kann ein Krankenhausarzt, aber auch ein niedergelassener Arzt sein. Von welcher Rettungswache bei einem Unglück ein Fahrzeug und bei Bedarf ein Arzt ausrückt, entscheidet die Leitstelle im Kreishaus. Theoretisch ist es möglich, dass bei einem Unfall in der Klever Unterstadt ein Rettungswagen aus Emmerich kommt, weil zum Beispiel die Fahrzeuge der Klever Wache im Einsatz sind. Auch die Rückfahrt führt den Patienten in das Krankenhaus, wo der entsprechende Facharzt sitzt, bei einem Schlaganfall also etwa nach Kevelaer oder Bedburg-Hau. So verbleibt bei einer schweren Kopfverletzung das Unfallopfer erst gar nicht im Kreis Kleve, sondern wird möglichst schnell nach Duisburg oder Nimwegen transportiert, wenn nötig mit einem Hubschrauber. Wichtig ist, dass das „Notfalleinsatzfahrzeug“, wie der Rettungswagen richtig heißt, in zwölf Minuten am Unfallort ist. Der Wagen selbst ist ausgestattet wie eine kleine Intensivstation.

Statement der Kassenärztlichen Vereinigung

Dr. Brigitte Schmelzer, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Kreis Kleve, sagt zu dem Thema – ganz allgemein, aber nichtsdestotrotz aussagekräftig: „Eine flächendeckende wohnortnahe Versorgung ist das A und O.“ Haus- und (andere) Fachärzte betonen aber auch: Der Notarzt müsse nicht unbedingt aus dem Krankenhaus kommen, er könne auch bei der Feuerwehr „angesiedelt“ sein.
VON MATTHIAS GRASS UND THOMAS CLAASSEN, RP vom 06.03.2012
Foto: Klaus-Dieter Stade
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Über den Verlauf der Sitzung des Betriebsausschusses für das Rettungswesen am 7. März berichtete die NRZ.

Rettungsdienst unabhängig von den Kliniken?

Mit einer möglichen Schließung des Gocher Krankenhauses sehen die Grünen auch den Rettungsdienst in Gefahr. Auch wenn die Rettungswache mit dem Notarztwagen nicht direkt betrofffen wäre –  "eine Person musss schnell ins Krankenhaus gebracht werden", betonte der sachkundige Bürger der Grünen, Wolfgang Röhr, im Betriebsausschuss des vom Kreis getragenen Rettungsdienstes am Mittwochabend. "Durch die Schließung des Krankenhauses würde da eine Lücke entstehen."
Antworten auf Fragen der Grünen, wie viele Ärzte des Gocher Krankenhauses Dienste auf der Rettungswache übernehmen und was der Betrieb ohne Krankenhaus kosten würde, will die Verwaltung schriftlich in den nächsten Tagen geben. eine Vorlage der Grünen, Landrat Spreen möge sich im Sinne des Rettungsdienstes für einen Erhalt des Gocher krankenhauses aussprechen, lehnte der Betriebsausschuss gegen die Stimmen der Grünen und der SPD ab.
Rettungsdienst-betriebsleiter Jürgen Baetzen: "Dr. Enders hat öffentlich erklärt, dass allle Standorte erhalten bleiben sollen. Damit hat sich der Verhandlungsgegenstand erledigt."
JULIAN WEIMER, NRZ vom 9. März 2012
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Kommentar

Geburtsfehler

Für Peter Enders ist dies der Super-Gau. Das Gocher Kuratorium und – wichtiger noch – die Gocher Vertreter der Gesellschafterversammlung werfen ihm öffentlich und schriftlich vor, nicht die Wahrheit zu sagen und die Öffentlichkeit zu belügen. Das ist starker Tobak.

Peter Enders hat offenbar jedes Vertrauen verspielt. Dabei ist gerade jetzt eine konstruktive Zusammenarbeit und ein konsensorientiertes Handeln aller Entscheidungsträger so wichtig. Der Krankenhausverbund muss sich verändern. Das ist allen klar. Nur wie soll das in dieser vergifteten Atmosphäre noch möglich sein? Wie sollen Veränderungen in der Gesellschafterversammlung durchgesetzt werden? Es geht nur im Konsens. Und den muss man sich erarbeiten, in vielen vertrauensvollen Gesprächen.

Ist Peter Enders dafür noch der richtige Mann? Ist Theodor Michelbrink als Aufsichtsratsvorsitzender noch der richtige Mann? Wenn Vertreter des Gocher Kuratoriums so offensiv um sich schießen, sind zumindest Zweifel angebracht.

Der Verbund krankt an einem Geburtsfehler. Die Gremien lassen eine klare Führung kaum zu. Sie sind zu unübersichtlich und kompliziert. Es ist bezeichnend, wenn Mitglieder der Kuratorien erstmalig aus einem NRZ-Organigramm erfahren müssen, wer eigentlich in den Gremien vertreten ist.

ANDREAS GEBBING, NRZ vom 9. März 2012, Foto: Bernd Lauter

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INFO

Ein Organigramm der Katholischen Kliniken des Kreises Kleve finden Sie hier.
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