Angriff auf die Identität der Stadt Kleve

CDU und FDP wollen das Grundstück neben der Villa Bellevue an der Nassauer Allee 49 bebauen. „Ein Angriff auf die Identität der Stadt Kleve“ meinen die Grünen.



Haus Bellevue und Park im Jahre 2008                                                               Foto: Velten

Streit um drei Blöcke

(RP) Die Planung auf dem Gelände der ehemaligen Bellevue bleibt umstritten. Grüne, Offene Klever und SPD votierten dagegen, CDU und FDP dafür. Erst nach geheimer Abstimmung gab es grünes Licht für die drei großen Häuser.
Die drei großen Wohnhäuser auf dem Gebiet der ehemaligen Bellevue mit zweimal sechs und einmal acht Wohneinheiten mit jeweils drei und einmal vier Geschossen können kommen. Das beschloss der Klever Rat gestern nach geheimer Abstimmung mit 28 zu 19 Stimmen.

Kleves Flair

Kleves Flair lebt von seinen großzügigen Alleensystemen, den Stadteinfahrten, den Sichtachsen. Breit angelegt in Tagen, als Kleve als brandenburgische Residenzstadt Bedeutung hatte. Die Bedeutung ist Geschichte, die Achsen und Alleen sollen erhalten bleiben. Sagt das Stadtentwicklungskonzept. Das Stadtentwicklungskonzept sagt aber auch, dass Kleve von innen verdichtet werden soll. Für CDU und FDP fängt diese Verdichtung auf der einst parkartigen Hangkante entlang des Kermisdals an. Da, wo der großzügige Garten der Bellevue lag. Übrigens nicht Hotel Maywald, wie von der FDP ins Feld geführt wurde, um die drei- und viergeschossige Höhe der Bauten zu rechtfertigen. Es war dort, wo jetzt die Kreisverwaltung steht. Also deutlich weiter in Richtung tatsächlicher Innenstadt.

Grüne: Identität wahren

Wiltrud Schnütgen, Stadtführerin und Grünen-Ratsfrau, hatte vor der Abstimmung vehement eine Lanze für eine maßvolle Bebauung gebrochen.
"Diese Häuser, die jetzt noch einmal größer werden, sind aber nicht maßvoll", sagte sie. Auch befürchtet Schnütgen, dass die Größe der Bauten weitere, entsprechend Klötze entlang der Allee nach sich ziehen würden, die auch noch zu nahe an die Alleebäume heranrückten, und dann die historische Weite der Straße empfindlich stören. "Was ist, wenn der Eigentümer der einstigen Landeszentralbank ebenfalls aufstocken möchte?", fragte sie rhetorisch und appellierte an den Rat, die "Identität, die die Stadt hat, nicht aufzugeben".

FDP: Keine Plattenbauten

Für FDP-Ratsherr Alexander Bungert dagegen gelten die beiden dreigeschossigen Blocks entlang der Straße und der Dritte viergeschossige zum Hang hin, als gemäßigt. "Das sind doch keine Plattenbauten", sagte er gestern Abend.
CDU-Fraktionschef Udo Janssen berief sich auf die geforderte Verdichtung. Auch handele es sich hier ja keineswegs um 20 Meter hohe Bauten. Vielmehr entsprächen die Häuser in First- und Traufhöhen der Nachbarbebauung.

Garisch: Sonst alles eingeschossig!

Grünen-Fraktionschef Siegbert Garisch, der später geheime Abstimmung beantragte, führte wiederum an, dass die Häuser bis zu den geplanten Neubauten eingeschossig seien.
Alexander Frantz, SPD-Fraktionschef lehnte die Erweiterung der Bebauung ab, wie die SPD von vornherein diese Bauten abgelehnt habe, so Frantz. Paul Zigan sprach sich gegen den Bau und für eine Unterschutzstellung des Geländes aus.
Von MATTHIAS GRASS –  Rheinische Post online 03.03.2011