Nette Toilette für Kleve?

Öffentliche Toiletten in der Unterstadt mahnen verschiedene Bürger an. die Grünen hatten im Rat bereits Vorschläge dazu gemacht. Die RP berichtete.

Kleve (RP) Wer in Kleve ein stilles Örtchen sucht, hat schlechte Karten. Lediglich an der Stadthalle gibt es noch eine öffentliche Toilette. Offensichtlich ist das Problem am Bahnhof, dort schlagen sich Menschen zur Not schon mal in die Büsche.
Evangelos Vougiouklis vermisst Toiletten am Bahnhof. Er nimmt an einem Methadonprogramm teil: "Für uns wird zu wenig getan." RP-Foto (2): Gottfried Evers
Die letzte Bastion steht an der Stadthalle. Weder hartnäckige Verunreinigungen, noch regelmäßige Attacken von Randalierern konnten der öffentlichen Toilette in den vergangenen 20 Jahren etwas anhaben. Für damalige Verhältnisse sagenhafte 260 000 D-Mark hatte die Stadt Kleve einst in die Anlage investiert. Heute wird die rund um die Uhr geöffnete Toilette täglich von einem privaten Unternehmen gereinigt. Die Unterhaltskosten sind relativ gering.

Bay: Unhaltbarer Zustand

An anderer Stelle in der Schwanenstadt sucht man stille Örtchen vergebens. Die, die es gab, wurden wegen Vandalismus geschlossen. Die Toilette am Tiergarten ist nur während der Öffnungszeiten zugänglich, das WC am Markt Linde steht nur den Marktbeschickern zur Verfügung. Michael Bay, Mitglied der Grünen Ratsfraktion, spricht angesichts der Situation von "unhaltbaren Zuständen". Kleve brauche dringend mehr öffentliche Toiletten, so der Politiker.
Die Grünen haben im Rat bereits angeregt, die "Nette Toilette" in der Innenstadt einzuführen. Dahinter steckt folgende Idee: Gastronomen und Geschäftsleute öffnen ihre Toiletten für die Allgemeinheit und bekommen dafür Geld von der Stadtverwaltung. Das Konzept läuft bundesweit erfolgreich in mehr als 100 Städten und Gemeinden, am Niederrhein unter anderem in Geldern und Wachtendonk. Ob die "Nette Toilette" auch eine Option für Kleve ist, wird vor allem von der Kooperationsbereitschaft der Wirte und Einzelhändler in der Innenstadt abhängen.

Besonders kritisch: Der Bahnhofsbereich

Besonders kritisch ist die Situation am Bahnhof. Die Schließung der Kneipe und des Zeitschriftengeschäfts vor einigen Jahren haben zur Verödung des gesamten Umfelds geführt. "Eine Katastrophe", schimpft Michael Bay, "das ist kein Bahnhof mehr, das ist nur noch eine Haltestelle." Da keine Toilette in der Nähe ist, schlagen sich Menschen aus dem Drogen- und Trinkermilieu, Obdachlose zur Notdurft in die Büsche. Die Bahn, derzeit noch Eigentümer des Bahnhofsgebäudes, verweist auf vorhandene WCs in den Zügen. Nach Angaben eines DB-Sprechers haben vier Fünftel der Bahnhöfe in NRW keine Toiletten mehr. Zu groß seien die durch Vandalismus verursachten Schäden.
Der Verwaltung ist die Situation im Umfeld des Bahnhofs bekannt.
Rechtsdirektor Wolfgang Goffin: "Wir müssen gucken, ob dringend Handlungsbedarf besteht und gegebenenfalls Konsequenzen ziehen." Es könne nicht sein, dass Obdachlose gezwungen werden, die Grünflächen als Toilette zu benutzen.
Vor dem Hintergrund der Unterstadtbebauung, dem Neubau der Hochschule Rhein-Waal und der damit verknüpften Steigerung des Verkehrsaufkommens will die Verwaltung unbedingt verhindern, dass der Bahnhofsvorplatz zum Schandfleck verkommt.
Von STEFAN BARTELS – RP kleve – 28.02.2011